Chicken tikka masala oder auch CTM wie das leckere indische Gericht gerne auch abgekürzt wird, ist entgegen des ersten Eindrucks ein für die Indische Küche völlig unbekanntes Gericht, welches seine Geburtsstunde in der Nachkriegszeit in Großbritannien feierte. Die Briten bzw. die Englische Küche wählten diese Zubereitungsmethode um einen alten indischen Klassiker ihren Essgewohnheiten auf der Insel anzupassen. Entstanden ist eine abgewandelte Form des chicken tikka beim Indisch bestellen, welches in einer speziellen kräftig gewürzten Mischung zusammen mit einer Soße aus Tomaten, Sahne und Joghurt gekocht wird. Als Beilage für diesen abgewandelten Klassiker reichen die Restaurants meistens Reis oder das beliebte Nan-Brot (auch Naanoder Non genannt). Dies ist eine bestimmte Brotsorte, die besonders in Südasien (vorwiegend in Indien, Pakistan und Bangladesch) und Zentralasien (Afghanistan, Usbekistan, Tadschikistan) verköstigt wird und eine fladenartige, sehr flache Form aufweist und äußerlich dem Boden einer Pizza ähnelt. Das Naan-Brot wird für die Asiatische Küche mithilfe eines gesäuerten Teigs hergestellt, der durch Joghurt, Zugabe von Hefe und/oder Backpulver sowie mit Weizenmehl hergestellt wird. Nach alter Tradition werden Naan-Brote über offener Glut gebacken. Genau durch diese Zubereitungsform erhält das Brot auch seinen ganz eigenen Geschmack.
Nochmals sei erwähnt, dass das Gericht in Indien relativ unbekannt ist und erst in der Nachkriegszeit in Großbritannien entstanden ist. Grund dafür waren die Briten, bei denen Chicken tikka masala die richtige Antwort auf die zu trockene Grundvariante des Klassikers war. Die genaue Entstehungszeit und der Entstehungsort des Gerichtes ist allerdings - wie bei so vielen anderen Gerichten - sehr nebulös. Schenkt man einem Mythos Glauben, so hat ein Koch aus Indien oder Bangladesh einem englischen Gast das traditionelle Geflügel (in diesem Fall natürlich :gegrilltes Hühnerfleisch) serviert. Für den Gast wiederum war es normal, dass es im Allgemeinen zu einem leckeren Stück Fleisch auch eine schmackhafte Sauce gibt und so orderte er eine Sauce nach. Die angesprochene Sauce wurde schnell vom Koch improvisiert hergestellt und bestand aus einer Tomatensuppe und verschiedenen indischen Gewürzen. Der Mythos überlebte eine lange Zeit bis ein Inhaber eines indischen Edelrestaurants zugab, dass er diese Geschichte selbst in den Umlauf gebracht hat. Er wunderte sich - so der Inhaber - dass diese Geschichte noch bis heute immer und immer wieder weitererzählt werde.
Das gegrillte Geschmackserlebnis besteht aus kleinen Hähnchenfleischstücken, die in einer besonderen indischen Joghurtmarinade eingelegt werden und traditionell in einem eigenen Tandur-Ofen gebacken oder gegrillt werden, zu der Speise gibt es dann Naan-Brot oder lecker angemachten Reis. Das Gericht hat mittlerweile Berühmtheit entwickelt, weil es zwischenzeitlich als wahres Nationalgericht der Briten verkauft wurde, was wiederum den Indern leicht sauer aufstoss. Der englische Außenminister Robin Cook hat daraufhin das Gericht vom Indisch Lieferservice gar als Ausdruck des gelungenen Multikulturalismus bezeichnet, weil es perfekt abbilde wie auf der Insel Brittaniens fremde Einflüsse aufgenommen und modifiziert werden. Es sehe den damit einhergehenden Multikulturalismus als positive Kraft für die englische Gesellschaft insgesamt und für ihre Wirtschaft im Besonderen an.